Obertrum - Triest 2018

Angelehnt an die berühmte Fernfahrt Paris - Nizza starteten wir unsere Reise von Obertrum nach Triest. Das Thema: "von der Kälte in die Wärme" war bei uns nicht gegeben, da wir bei strahlendem Wetter und gut 20 Grad in Obertrum losfuhren.  

Wer ? Mit dabei waren Hans Horinek (der den 1. Busdienst übernahm), Herbert Höllerer, Gerhard Lindner, Herbert Rudholzer, Peter Wesenauer, Heli Treml (ein Kollege von  Hermann Költringer), Raimund Reindl sowie Traudi und Heinz Rieß. Leider wegen Verletzung nicht dabei Hermann Költringer. Es sollten uns 5 tolle Tage bevorstehen.

 Für den Anfang ging's auf uns noch bekannten Strecken am Salzburgring vorbei ins Wiestal, weiter zur Römerbrücke, wo der 1. Anstieg nach Wegscheid bevorstand. Dort angekommen hatten wir die ersten 1000 Höhenmeter von den geplanten ca.13000 geschafft. Weiter ging es über die Weitenau nach Voglau, an der Lammer entlang über Annaberg nach St. Martin, wo wir unsere 1. Pause einlegten. Raimund stieß in Voglau zu uns, da er den Weg über die Postalm gewählt hatte und uns zum Erstaunen aller, auf die Sekunde genau dort traf. Die Weiterfahrt erfolgte über Eben, Altenmarkt, Untertauern, Obertauern bis nach Mauterndorf, wo nach ca. 140  km die erste Etappe geschafft war.

Bei wieder strahlendem Wetter jedoch Lungauer Temperaturen (13°) starteten wir in den 2. Tag Richtung Süden. Über St. Margarethen ging es weiter Richtung Thomatal und nach Predlitz. Von hier begann der Aufstieg auf die Turracherhöhe. Der Anstieg war die ersten Kilometer sehr angenehm, wurde zum Ende hin aber immer herausfordernder. Begleitet  von leichten Rückenwind und einem Meer aus blauen Lupinen, ließen sich die Strapazen aber fast hinten anstellen! 

Traudi und Raimund gingen gewohnt ihre eigenen Wege. Raimund fuhr über den Katschberg und die Nockberge, um uns dann in Radenthein wieder zu treffen. Traudi  bezwang von Kremsbrücke aus die Nockberge.

Von der Turracherhöhe stand eine sehr steile Abfahrt (23%) bevor und es ging über Bad Kleinkirchheim nach Radenthein, wo wir unsere tägliche Pause machten. Peter ließ sich eine deftige Kärtner Spezialität schmecken, da er für den Rest des Tages Busdienst hatte. Nach kurzer Abfahrt begann die nächste Steigung nach Glanz und die trieb uns die Mittagsmüdigkeit aus den Beinen. Der letzte Abschnitt des Tages, allerdings aber auch der Schwierigste stand noch bevor. Wir mussten über Kreuzen auf die Windischhöhe. Nicht nur dass der Berg herausfordernd ist, knallte auch noch die Nachmittagssonne in den Hang, was das Ganze zu einer ziemlich schweißtreibenden  Angelegenheit machte. Wir wurden aber belohnt durch eine schöne Abfahrt und einen strammen Rückenwind bis ins Tagesziel Presseggersee. Im Hotel nutzen einige sofort das Schwimmbad um sich abzukühlen. Am Abend ließen wir bei dem einen oder anderen Bier den Tag direkt am See ausklingen und sammelten uns für die 3. Etappe, die uns wieder einige Kräfte abverlangen würde.

Wir verließen Österreich über den Nassfeldpass in 1530 m Seehöhe  in Richtung Italien. Als Ersatz für Hermann sprang Karl Stöflin für die restlichen Tage ein. Wir fuhren bei angenehmer Temperatur los, mussten aber feststellen, dass es auf der Passhöhe trotz herrlichem Wetters kühl war. Nach einer 

10 km Abfahrt ins Kanaltal folgte sogleich wieder der nächsten Anstieg zum Sella di Cereschiatis und durch das sehr ruhige Aupa Tal. An der Aupa entlang ging es die nächsten ca. 15 km abwärts nach Moggi wo wir wieder Mittagspause  machten. Das heißt, wir plünderten quasi eine kleine Bar. Die köstlichen Kuchen ließen uns dann gestärkt den 2. Teil unserer Tagesetappe bewältigen. 

Das Kanaltal nordwärts radelnd mussten wir dann bei Chiusaforte ins Tal nach Sella Nevea abbiegen, um unser nächstes Zwischenziel zu erreichen. Es ging bei leichtem Gegenwind stetig bergauf wobei die ca. letzten 7 km eine Steigung von 6-7 % erreichten. In Sella Nevea angekommen bot sich uns eine herrliche Kulisse der Julischen Alpen. Nun standen nur noch 2 Kehren bergwärts bevor, ehe wir die kurze Abfahrt zum Predilsee  genießen konnten. Dort hatten wir uns einen  Kaffee verdient und konnten so die Landschaft richtig genießen. Danach  gab es noch ca. 150 Höhenmeter zum Predilpass zu überwinden bevor es nur noch abwärts ins nächste Tagesziel nach Bovec  ging. Bei der Abfahrt gab es noch 2 Stopps um die Schluchten zu bewundern. 

Raimund war der direkte Weg über den Predilpass nach Bovec zu kurz und so ließ er ihn rechts liegen und fuhr am Predilsee vorbei Richtung Tarvis. Über Kranjska Gora und den Vrsicpass (ca. 500 Meter höher als Predil) erreichte er auch unser Etappenziel Bovec, und war Gott sei Dank auch etwas ausgepowert.

Nach ausreichendem Abendessen, gemütlichem Abendspaziergang durch Bovec und einer guten Nacht starteten wir am nächsten Morgen bei wieder wolkenlosem Wetter unsere vorletzte Teilstrecke. Dieser Tag führte uns mehrmals zwischen Italien und Slowenien hin und her. Los ging es mit einer ca. 10 km langen Abfahrt nach Zaga. Dort verließen wir wieder die Hauptverkehrsstrecke und tauchten in die Abgeschiedenheit der slowenisch/italienischen Grenzregion ein. Am Wege zum Passo Tanamea sahen wir die Zerstörungskraft einer vermutlichen Staublawine des letzten Winters. Auf gut 1 1/2 Kilometern geknickte Bäume und Strommasten. Es ging dann das 1. Mal in die Ebene um Udine. In Attimis tankten wir unsere Trinkflaschen auf um dann den 8km langen Aufstieg nach Subit zu beginnen. Die Auffahrt lies jedes Radfahrerherz höher schlagen , Kehre um Kehre bei so 

ca. 6%. Auch die Aussicht war wunderschön. Man sah Richtung Nordwesten die Ausläufer der Dolomiten und Richtung Südwesten konnte man die näher kommende Adria erahnen. Die  Hoffnung auf ein Mittagessen mussten wir in Subit leider begraben. Es gab kein offenes Lokal. So strampelten wir noch ein Stück bergwärts bevor wir in eine längere Abfahrt Richtung Slowenien rollten. Gedanklich beim Mittagessen  gab es plötzlich einen Knall und Peter stand mit defektem Mantel am Straßenrand. Nun war guter Rat teuer, mitten in der "Pampa". Aber wir hatten ja Gerhard mit, "unseren Mann für alle Fälle". Nicht nur, dass er mit "Eselsgeduld" Tag für Tag immer ein Tempo anschlug, das auch dem Letzten in der Gruppe das Gefühl gab nicht allein zu sein, hatte er auch die richtigen Ersatzteile parat und wir konnten in Windeseile auch Peters Problem lösen. 

In Prossenicco kurz vor der slowenischen Grenze war es dann so weit. Wir wurden direkt an der "Hauptstrasse" von einer "italienischen Mama" köstlich mit Pasta und Getränken versorgt. Detail am Rande zum Straßenverkehr: während unserer Pause zählten wir sage und schreibe 1 Moped und 1 Auto! Neben der guten Pasta gab es auch ein Schaffl  kaltes Wasser um die glühenden Sohlen zu kühlen! Nun stand  strassenmäßig der schlechtesten Teil unserer Fernfahrt bevor. Ab der Ortschaft Breginj rollte es aber wieder hervorragend bis nach Staro Selo. 

Hier teilte sich die Gruppe auf. Heli und Karl fuhren ins nahe Kobarid auf einen Kaffee, Peter und Hans nach Bovec  um den Bus zu holen. Der harte Kern, Raimund, Gerhard, Herbert H., Herbert R. und Heinz machte sich auf den Weg zum letzten und schwierigsten Teil der Etappe, zum Matajur! Vorerst ging es leicht bergab, doch Richtung San Pietro wurde es immer wärmer. Mit jedem Kilometer wurden die Zweifel, den  Matajur zu bezwingen größer. Kurz vor Savogna füllten wir nochmals unsere Trinkflaschen auf und einigten uns auf folgenden Plan. Raimund fährt zum Matajur über den flacheren Anstieg und der Rest der Gruppe nimmt den Weg über Celpetischis nach Livek und Idrsko. In Idrsko angekommen fand sich bis auf Traudi und Raimund der Rest der Truppe ein! Traudi hatte heute das Rad stehen gelassen und eine Tour Richtung Triglav vom Trentatal aus gestartet. Leider musste sie kurz vor der angestrebten Hütte  wegen Schnee und Eis umdrehen. Raimund kam dann auch erschöpft vom Versuch den Matjur zu bezwingen zurück. Er musste seiner Gewaltstour am Vortag Tribut zollen und lies es bei einer Seehöhe von 1000 Meter gut sein.

Die Moral von der Geschichte, wir haben auch heuer wieder eine Rechnung offen. War es bis jetzt immer der Mortirolo, so ist es heuer der Matajur, wo unsere Beine es nicht zuließen den höchsten Punkt dieser Etappe zu erreichen.

Für unseren letzten Tag legten wir wieder den Start um 9 Uhr fest. Alle waren scheinbar schon ganz heiß das Meer zu sehen, sodass alle bereits um 8:30 startklar waren. Nach einem Erinnerungsfoto durch Bostjan Jazbec, unserem Wirt, starteten wir gegen 8:45 unsere letzte Etappe. Raimund übernahm den Busdienst um sich für seine morgige Rückreise von Triest nach Obertrum per Rad zu schonen. Bei wieder strahlendem Wetter ging's Richtung Mare.

Kurz nach Tolmin stellte sich aber heraus, dass es besser ist, Karl übernimmt den Fahrdienst. Raimund führte uns in einem sehr moderaten Tempo auf den Godovic Pass. Bei der Abfahrt übersahen wir eine Abzweigung. Den kurzen Umweg nutzen wir für eine ausgedehnte Pause im Ort Ajdovscina, um dann den letzten Teil unserer Fernfahrt in Angriff zu nehmen. Ein ständiges auf und ab führte uns dann wieder über die italienische Grenze Opicina, wo wir das erste Mal einen Blick auf das Meer hatten. Nun ging es steil bergab zum Hafen von Triest und nach einem "Zielfoto" schmeckte das Bier besonders gut. Die Abfahrt zum Hafen bewältigten nur Herbert und Gerhard. Der Rest zog für ca. 100 Meter die Variante "per pedes" vor. Nach ca. 7 km stürzten wir uns direkt beim Hotel in die Fluten der Adria und ließen den Abend und das Ende der Reise in einer nahen Pizzera ausklingen.

Das Ende galt jedoch nicht für Gerhard und Raimund, die entschieden hatten die Heimreise auch mit dem Rad zu machen, über den möglichst kürzesten Weg - Udine, Plöckenpass, Felbertauern. Leider bogen sie in Tolmezzo falsch ab und statt am Plöckenpass fanden sie sich plötzlich am Cima Sappada wieder. In der Meinung, gleich an der österreichischen Grenze zu sein, machte sie die Aufschrift Rio Piave stutzig. Der deutschsprachige Wirt und ein Blick in Google Maps  verriet ihnen, dass sie in Richtung Cortina unterwegs waren!!! Mit aufgefülltem Tank ging's weiter und in San Stefano war endlich "Austria 40 km" zu lesen. Beim 1. Gedanken, noch ganz schön weit, erahnten sie aber noch nicht, dass das 20 km Kreuzbergsattel bergauf hieß.

Über Sexten ging es weiter ins Pustertal bis Innnichen und dort entschieden sie, den Weg abwärts nach Lienz zu nehmen und nicht den Staller Sattel. Beim 1. Wirt in Lienz war wieder Labe angesagt. Auf dem Weg zum Felbertauern stellte sich dann bereits ein leichtes Gewitter ein, aber nach dem Durchschleusen wurde es heftig und die Beiden  mussten sogar Schutz suchen, außerdem war es spürbar kälter geworden. Nach dem Spuk rollten sie nach Mittersill, wo sich ihre Wege trennten. Gerhard wollte nochmals eine Pause einlegen und Raimund unbedingt den Pass Thurn "erledigen". Beim Anblick jeder Menge Hagelkörner kurz vor der Passhöhe übersah er einen größeren Stein. Ein  platter Hinterreifen und schwindende Motivation zu diesem Zeitpunkt ließen Raimund mit Elisabeth telefonieren, ob sie ihm nicht mit dem Auto entgegenfahren möchte. Mit geflicktem Patschen erreichte er Kitzbühel um kurz vor St. Johann wieder in ein Unwetter zu geraten. In einem Unterschlupf wurde er von Elisabeth "ins Auto gepackt". Sein Resümee der Alpenüberquerung nach 340 km und 3900 hm, "es war eine tolle Erfahrung".